Bankster von Gudmundur Óskarsson

Bankster von Gudmundur Óskarsson

29.09.2011

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Was ich bisher nur aus den Nachrichten oder Sachbüchern kannte, bekam ein Gesicht, eine Stimme. Diese 253 Seiten brachten mich den Isländern und ihrem Schicksal näher und ich bin dankbar für dieses Wissen, das mir hilft, sie und ihre Situation noch besser zu verstehen. Takk fyrir!

Island im Herbst 2008, die Finanzkrise fegt einem Atlantiksturm gleich über das Land und hinterlässt vielerorts eine Spur der Verwüstung. Markús verliert innerhalb weniger Tage seinen Job und seinen Halt. Schnell wird ihm klar, dass diese Veränderung mehr als nur Arbeitslosigkeit bedeutet, sie geht viel tiefer, sie erschüttert sein ganzes Leben. Er ist wie betäubt, fühlt sich leer und nutzlos, schafft es kaum die langen Tage zu bewältigen. Er beginnt Tagebuch zu schreiben, notiert alles, was er an sich und seinen Mitmenschen beobachtet, versucht durch das Schreiben seine Situation zu verstehen. Auch seine Freundin Harpa verliert ihre Stelle und beide erkennen, dass diese Krise auch vor ihrer Beziehung nicht Halt macht.

In "Bankster" erleben wir hautnah, wie ein Lebensentwurf in sich zusammenfällt. Alle Pläne, die gestern noch lebendig waren, werden fahle Erinnerungen -  Selbstverständliches wird nun zum Kraftakt. Markús stürzt in eine Lebenskrise, verliert sich immer mehr in Antriebslosigkeit und wird sich am Ende selbst fremd...

Was hier eindrucksvoll an einem Schicksal beschrieben wird, könnte wie ein Abziehbild auf das ganze Land übertragen werden. Mit viel isländischem Humor berichtet Gudmundur Óskarsson über eine Gesellschaft, die von Profitgier und Gewinnmaximierung beherrscht wurde, sich in Jetlag und Lifestyle stürzte und dann vom jähen Ende des Aufstiegs überrascht wurde. Er selbst weiß wovon er schreibt, war er doch selbst damals Mitarbeiter der isländischen Landsbankinn und erlebte die Entwicklungen hautnah.

Für "Bankster" wurde Gudmundur Óskarsson mit dem isländischen Literaturpreis ausgezeichnet.

Wer mehr über die Zusammenhänge der Krise in Island und ihre Auswirkungen erfahren möchte, kann ich das Buch "Wir sind alle Isländer" von Einar Már Gudmundsson sehr ans Herz legen.

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